Eigentlich waren wir am Samstag Nachmittag aufgrund der Hitze und den vielen Eindrücken schon total k.o. Aber wir hatten noch zwei Standorte, die wir besuchen wollten. Das neue Gelände von Robi und seinem Team sowie das kleine Tierheim in Hajdusamson, das er schon länger betreibt (dort waren wir im vorletzten Jahr schon mal, es hat jetzt aber eine Weile gedauert bis sich eine gute Zusammenarbeit ergeben hat).
Zuerst besuchten wir die ehemalige Farm. Dort soll über die Organisation Mancsok és Paták Terápiás Egyesület Bulltanya ein Gelände geschaffen werden, wo vor allem Kinder durch den Kontakt zu den dort lebenden Tieren einen guten Umgang mit diesen lernen können.
Und auf diesem Gelände sind die "Bulls“ untergebracht, die sogenannten Listenhunde. Robi, Judith, ihre Tochter Lili und deren Freund arbeiten dort mit diesen Hunden, die sonst überall durch das Raster fallen. Die Hunde haben sich riesig über die große Ladung Schweineohren und anderer Kauartikel gefreut , die wir nach unserem Spendenaufruf von euch allen erhalten haben (diese sind natürlich auf alle Tierheime verteilt worden).
Gemeinsam haben wir die Farm besichtigt und im Anschluss daran haben wir auch dort die Hunde fotografiert. Wir haben ja auf unserer neuen Homepage eine neue Rubrik für sie, damit sie die Chance haben vielleicht in Länder wie Österreich oder die Schweiz adoptiert zu werden. Und über Paten freuen sie sich auch.
Von dort aus ging es dann zur letzten Station des Tages, dem kleinen Tierheim Hajdúsámson Ebrendészet . Wir vom Team kannten das Tierheim ja schon aus früheren Besuchen, allerdings hat auch uns der Zustand einiger Hunde dort schockiert. Fast alle Hunde haben offene Wunden an den Ohren, verursacht durch Millionen von Fliegen die es dort wegen drei benachbarter Gänsefarmen gibt. Auch uns haben die Fliegen ordentlich gepiesackt. Für die Hunde eine Katastrophe. Ist erstmal eine kleine Wunde da (vor allem dort wo am wenigsten Fell ist, und das sind die Ohren), gehen die Fliegen dort erst recht rein. Die Hunde haben Schmerzen, können nicht schlafen. Vor allem die kurzhaarigen Rassen, wie die "Listies" sind betroffen.
Jeder von uns war mal kurz außerhalb des Geländes, um die Tränen zu trocknen und durchzuatmen- wir haben uns selten so hilflos gefühlt wie in diesen Augenblicken…
Kurzfristig kann man einfach nicht helfen, eigentlich müssten die Hunde dort weg. Wir werden in einem neuen Spendenprojekt helfen, damit die 5 dort lebenden Listenhunde umgesetzt werden können. Alle Hunde benötigen Behandlung und Prävention, wobei das Tierheim in Hajduböszörmeny mit Behandlungstipps hilft. Dort hatten sie dasselbe Problem, als es die benachbarte Tötung noch gab. Diese wurde ja auch zur Tierkadaverbeseitigung benutzt.
Die Wunden der Hunde müssen 2x täglich behandelt werden und zusätzlich müssen Mittel zum Einsatz kommen, welche die Fliegen zumindest zeitweise fernhalten- ganz bekommt man sie einfach nicht weg.
Langfristig muss geschaut werden, inwiefern der Standort weiter genutzt wird. Angedacht ist, ihn nur noch als Quarantäne zu nutzen und sonst die Hunde anderweitig unterzubringen- dafür braucht es aber Plätze.
Wir werden da dran bleiben, denn so wie es jetzt ist ist es einfach nicht akzeptabel.
Besonders berührt hat uns Champion, dessen Name schon fast ironisch für sein Leben steht: eingesetzt für Hundekämpfe, völlig abgemagert und zerbissen an jeder Stelle seines Körpers, entsorgt wie Abfall als er nicht mehr die entsprechende „Leistung“ erbracht hat. Dieser Hund ist- verständlicherweise- absolut inkompatibel mit Artgenossen und duldet noch nicht mal im Nachbarzwinger einen anderen Hund. Wenn man den armen Kerl anschaut, tut es einem in der Seele weh und man empfindet nur noch Wut über das, was Menschen anderen Lebewesen antun. In diesem Fall für einen sadistischen eigenen Spaß…
Die Zwinger in diesem Tierheim sind zum Teil extrem klein, die Hütten alle marode, die Sonnenschutznetze kaputt. Da gibt es einigen Bedarf und wir müssen schauen, in wie weit wir da noch helfen können denn auch unsere Kapazitäten sind begrenzt. Ohne Spendengelder können wir nicht arbeiten und für so viele Projekte sind es einfach zu wenige. Aber wir werden zumindest versuchen, mit eurer Hilfe die schlimmsten Dinge zu ändern.
Auch dort hatten die Insassen ihr Fotoshooting, einige dürfen in die Vermittlung. Andere die zur Zeit nicht vermittelbar sind können wenigstens einen Paten für sich suchen.
Nach diesem Besuch war es sehr still in unserer kleinen Gruppe. Wir haben noch den Rest des Abends in der Ferienwohnung überlegt, was wir tun können, wo wir kurzfristig helfen können. Alle sind sehr nachdenklich ins Bett gegangen, gut geschlafen hat nach diesen Eindrücken niemand...
Trotzdem sind wir Sonntag früh guter Dinge in Hajduböszörmeny unsere 11 Heimfahrer einsammeln gefahren. Für sie beginnt ein neues Leben außerhalb eines Zwingers. Alle sind gut in Deutschland angekommen, ihr seht den ein oder anderen ganz sicher in einem Vermittlungsposting wieder.
Wir sagen Danke an das Team vom Tierheim in Osterode für ein schönes, wenn auch anstrengendes gemeinsames Wochenende und an unsere Gastgeber in Pecs, Hajduböszörmeny und Hajdusamson dafür, das sich alle viel Zeit für uns genommen haben.
Im September werden wir die nächste Tour fahren und wir hoffen bis dahin schon auf die eine oder andere Verbesserung. Ein ganz herzliches Danke an alle unsere Unterstützer, ohne die wir nicht arbeiten und nicht helfen könnten